Tagung Schweizerischer Seniorenrat in Chur
20.09.2018
Gesundheitskosten - Tendenz steigend
Der Schweizerische Seniorenrat tagte am 20. / 21. September erstmals seit seinem Bestehen im Bündnerland. Darüber hat sich der Bündner Kantonalverband der Senioren sehr gefreut. Er fühlte sich geehrt, dass quasi die Schweiz in Graubünden zu Gast war. Das betonten auch die Gemeinderatspräsidentin der Stadt Chur, Anita Mazzetta, und Regierungsrat Dr. Parolini, welche den Seniorenrat und die Gäste im Titthof in Chur willkommen hiessen. Immer wenn sich der Schweizerische Seniorenrat ausserhalb des gewohnten Tagungsortes Bern in einer der Sprachregionen trifft, ist die Tagung mit einem öffentlichen Anlass verbunden. Nach den Tagungen im Tessin und Wallis war Graubünden an der Reihe. Dem Bündner Kantonalverband der Senioren oblag es, die Gäste zu empfangen und für sie einen möglichst angenehmen, nachhaltigen Aufenthalt zu gestalten.
Die wachsenden Gesundheitskosten, und damit die ebenfalls steigenden Krankenkassenprämien, waren das Thema des ersten Tages in Chur. Für die anwesenden Mitglieder des Schweizerischen Seniorenrates und die zahlreich erschienenen Interessierten und Direktbetroffenen stand die Frage im Raum: Was kann dagegen unternommen werden? Eine Antwort darauf gab Marianne Lüthi, im Gesundheitsamt Graubünden verantwortlich für die Gesundheitsförderung im Alter. In ihrem Referat unter dem Titel «Gesundheitsförderung – ein Mittel gegen die Kostenexplosion im Gesundheitswesen» schilderte sie die Zielsetzung und Massnahmen, die seitens des Kantons festgeschrieben und durchgeführt worden sind, und erläuterte die Programme, die in Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Regionen laufen oder geplant sind. Sie hielt fest, dass die Betroffenen bei der Erarbeitung der Massnahmen und Programme einbezogen wurden. Graubünden gilt als Vorzeigekanton in Bezug auf die Prävention und Gesundheitsförderung im Alter. Wenn auch keine wissenschaftlichen Belege über die Wirksamkeit der Gesundheitsförderung und Prävention im Alter vorliegen, so darf mit Recht behauptet werden, dass aufgrund der Anstrengungen der zahlreichen Institutionen und der Bereitschaft vieler älterer Personen, Einsparungen offensichtlich sind.
«Was macht mir Sorgen?» Diese Frage stand am Beginn des Referates von Preisüberwacher Stefan Meierhans. Seine Sorgen seien gross, befürchte er doch, dass die steigenden Kosten unser Gesundheitssystem zum Einsturz bringen werden, wenn nicht bald griffige Massnahmen festgeschrieben und umgesetzt werden. Die eindrückliche Darlegung, wie die Prämien im Vergleich zum Einkommen in den letzten zwanzig Jahren gestiegen sind, zeigte deutlich auf, wie sich die Schere zwischen relevanten Grössen geöffnet hat. Während bei den Einkommen eine Steigerung von 25 % erfolgt ist, sind die Prämien in diesem Zeitraum um fast 150 % gestiegen. Der Preisüberwacher legte aber auch dar, wie und wo Kosten gesenkt werden könnten. Dabei standen die Medikamentenpreise an erster Stelle. Generika zum Beispiel sind in der Schweiz zehnmal teurer als in den Niederlanden. Da läge ein erhebliches Sparpotential vor. Allerdings müssen Massnahmen zur Verminderung derart grosser Unterschiede ergriffen werden, auch wenn sie einigen Playern im Gesundheitswesen wehtun werden. Auch bei den vom Bund festgelegten Preisen für medizinische Hilfsmittel (Migeliste) wären erhebliche Kosteneinsparungen möglich. Zudem müssten die Verhandlungen über den Tarmed (Entschädigungen im ambulanten Bereich) zielstrebiger geführt werden. Seit sieben Jahren (2555 Tage) wird verhandelt ohne eine Lösung. Wenn sich die Verhandlungspartner nicht einigen können, muss der Bund eine Lösung herbeiführen.
Als dritter Schwerpunkt stand die Verabschiedung einer Resolution an. Gesundheitskosten müssen gesenkt werden, so die Überschrift. Verlangt wird darin unter anderem, dass Fehlanreize für die Leistungserbringer im Gesundheitswesen zu beseitigen sind, dass Bund und Kantone ihre Kontrollpflicht besser wahrnehmen müssen, dass die Medikamentenpreise so gesenkt werden müssen, dass sie den Vergleich mit unseren Nachbarländern standhalten, dass die Massnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention ausgebaut und der Unterschied in der Finanzierung der ambulanten und stationären Leistungen (inkl. Spitex und Pflegeheime) eliminiert werden.
Nach der interessanten öffentlichen Tagung reisten die Mitglieder weiter nach Seewis im Prättigau und quartierten sich für eine Nacht im Hotel Scesaplana ein. Nebst der Möglichkeit, persönliche Kontakte zu pflegen und die nachmittägliche Veranstaltung Revue passieren zu lassen, genossen die Gäste den stimmungsvollen Herbstabend hoch über dem Tal. Am anderen Morgen fand die Sitzung des Seniorenrates statt. Nebst den üblichen internen Angelegenheiten befasste sich der Rat mit der Vorlage der eidgenössischen Räte über die Vermögenssteuerreform und der damit verbundenen Beitragsleistung in der Höhe von zwei Milliarden Franken an die AHV. Ein weiterer Schwerpunkt war die Neugestaltung der Leistungsvereinbarung zwischen dem Bund und dem Schweizerischen Seniorenrat sowie die zu erbringenden Leistungen.
Die positiven Rückmeldungen über die Organisation und Durchführung des zweitägigen Anlasses haben die Verantwortlichen und alle, die zum guten Gelingen beigetragen haben, gefreut. Der Bündner Kantonalverband der Senioren und «Graubünden» blicken auf eine gelungene und sicher in guter Erinnerung bleibende Tagung des Schweizerischen Seniorenrates zurück.
Josef Senn