Bericht: Klinik Valens

18.06.2019

Besuch in der Klinik Valens und ein aufschlussreiches Referat

Eine grosse Gruppe BKV’ler trifft sich am 18. Juni 2019 auf dem Bahnhof Bad Ragaz. Wir besuchen die Rehabilitationsklinik Valens und lassen uns vom Fachmann Dr. Sylvan Albert informieren über die Symptome eines Hirnschlags und wie gehandelt werden soll. Anschliessend können wir in zwei Gruppen die Räumlichkeiten der Klinik anschauen, wo uns die verschiedenen Therapiemöglichkeiten erklärt werden. Wir bekommen eine kleine Ahnung, wieviel Energie es braucht, um nach einem Unfall oder eben einem Schlaganfall wieder hergestellt zu werden. Wir sind betroffen und doch sehen wir aber auch, wieviel Hoffnung auf Heilung es gibt.
Nach einem sehr schmackhaften Mittagessen machen sich einige zu Fuss auf den Rückweg und wir anderen zwängen uns in ein übervolles Postauto, das uns dann wieder nach Bad Ragaz bringt.
Ein Hirnschlag kann das Leben von einer Sekunde auf die andere verändern. Frühe Erkennung der Risikofaktoren und die Einleitung einer sofortigen Therapie sind besonders wichtig. Aus diesem Grund haben wir den Referenten gebeten, dass er auch für diejenigen, die nicht dabei sein konnten, die wichtigsten Informationen für unser Capricorn zusammenfasst.
 
Hirnschlag – Symptome erkennen und als Notfall behandeln
Text von Dr. Sylvan Albert, Kantonsspital Chur und Klinik Valens
 
Ein Hirnschlag kann trotz erheblich verbesserten Behandlungsmöglichkeiten lebensgefährlich sein und neurologische Funktionsstörungen nach sich ziehen. In der Schweiz kommt es jährlich zu ca. 16'000 Hirnschlag-
ereignissen. Weltweit gesehen nimmt die jährliche Zahl von Hirnschlägen weiter zu. Bei der Auslösung spielen global gesehen neben den klassischen Gefässrisikofaktoren auch Umweltgifte eine zunehmende Rolle. 90% der Hirnschlag-Ursachen hängen mit den sogenannten beeinflussbaren Risikofaktoren zusammen: Dazu zählen in erster Linie hoher Blutdruck, Rauchen, Zuckerkrankheit (Diabetes), Fettstoffwechselstörungen, zu wenig pflanzenbasierte Ernährung, Bewegungsmangel und überhöhter Alkoholkonsum. Durch medikamentöse Prophylaxe, sowie Anpassungen im Bereich von Ernährung und Lebensgewohnheiten kann das Hirnschlag-Risiko signifikant gesenkt werden.
 
Man unterscheidet bei Hirnschlägen als Hauptgruppen:
a) Gewebemangeldurchblutung durch Verstopfung der hirnversorgenden Gefässe meist durch einen Blutpfropf (griechisch: Thrombos) (ca. 85%), sowie
b) Hirnblutungen, welche durch einen Gefäss-Einriss mit Bluterguss in das Hirngewebe verursacht wird (ca. 15%).
Als wichtigste Auslöser für die grössere Gruppe der Mangeldurchblutungen sind einerseits Arteriosklerose (Gefässwandverkalkung mit Einengungen der Blutgefässe) und andererseits eine Blutpfropf-Entstehung im Bereich des Herzens, häufig im Zusammenhang mit Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, zu nennen.
Am besten ist es, wenn die Gefässrisikofaktoren rechtzeitig kontrolliert werden und es erst gar nicht zum Hirnschlag kommt. Falls es aber doch zu Hirnschlag-Symptomen kommt, werden diese als absoluter Notfall behandelt. Der häufigste Hirnschlag betrifft die mittlere Hirnarterie. Betroffene haben häufig einen schiefen Mund, unter Umständen halbseitige Lähmungen, Sehstörungen oder Sprachstörungen. Es kann aber auch nur zu leichten Hirnschlag-Symptomen oder sogar flüchtigen Störungen kommen, welche ebenfalls genauso ernst genommen werden müssen. Betroffene können die Symptome häufig selbst nicht richtig einordnen und sind daher auf Angehörige, Bekannte oder sogar Passanten angewiesen. Bei einem Verdacht auf Hirnschlag-Symptome wird „144“ alarmiert. Mit dem Rettungsdienst sollte, wenn immer möglich, ein Spital mit einer Hirnschlag-Spezialabteilung (Stroke Unit) angesteuert werden. Bestimmte Auflösungsstherapien (griechisch: Thrombolyse) der Gefässverstopfung können nur in der Frühphase nach Auftreten der Hirnschlag-Symptome durchgeführt werden. Hirnschlag-Patienten werden auf der spezialisierten Stroke Unit behandelt, wo die Überwachung und gegebenenfalls Korrektur von wichtigen Vitalparametern (Blutdruck, Herzschlag, Sauerstoffversorgung), sowie neurologische Ausfallssymptome überwacht werden und ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten die Hirnschlag-Symptome behandeln. Falls es zu Komplikationen kommt, sollen diese schnell erkannt und behandelt werden. Die Behandlung auf der Stroke Unit führt generell dazu, dass Betroffene mit höherer Wahrscheinlichkeit überleben, nach Hause zurückkehren können und nicht in eine Pflege-Institution eintreten müssen. Weitere Verbesserungen von Hirnschlag-Symptomen sind mit einer Neurorehabilitation zu erreichen, welche bei einem Teil der Hirnschlag-Patienten nötig ist.
 
Die wichtigsten Empfehlungen im Überblick:
- Viele Menschen kennen ihr Hirnschlag-Risiko nicht. Die schweizerische Herzstiftung setzt sich aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag ein und empfiehlt: „Kenne deine Werte“ - gemeint ist damit, dass man sich für einen geeigneten Blutdruckwert, Fettstoffwechselkennzahlen, aber auch Körpergewicht, Bewegung und Ernährung interessiert.
 
- Viele Menschen nehmen zu viele Fette aus tierischen Produkten auf, was das Arteriosklerose-Risiko stark erhöht. Proteine aus pflanzenbasierter Ernährung senken das Hirnschlag-Risiko.
 
- Auch leichtere oder flüchtige Hirnschlag-Symptome müssen als absoluter Notfall ernst genommen werden. Manchmal können Betroffene die Symptome selbst nicht erkennen oder diese werden bagatellisiert; dann kommt es auf Angehörige, Freunde und andere anwesende Hilfspersonen an.
 
- Circa 20% der Menschen im AHV-Alter haben Vorhofflimmern, welches aufgrund des hohen Hirnschlag-Risikos speziell behandelt werden muss.
 
- Einfacher Test bei Verdacht auf Hirnschlag der mittleren Hirnarterie: Auffordern zu Lächeln (schiefer Mund), Arme beidseits hochhalten lassen (halbseitige Lähmung), einen Satz nachsprechen lassen (Sprachstörung). Auch einzelne Ausfälle deuten auf einen Hirnschlag hin.
 
- Bei Hirnschlag-Symptomen direkt „144“ alarmieren.
 
- Die Behandlung erfolgt am besten in einem Spital mit einer Hirnschlag-Spezialabteilung (Stroke Unit).